Schöne bunte Welt
Eine Orthopäden-Praxis (BAG) in Berlin. Donnerstagabend, Teamsitzung. Doktor Schulz und Doktor Hiller bemängeln die langen Wartezeiten, die unzufriedenen Patienten, pochen auf Verbesserung. Die MFA sitzen im Kreis, werfen sich Blicke zu und bleiben stumm. Nach einer Stunde abwechselnden Chef-Monologen ist das Meeting beendet, das Team ist aufgewühlt, niemand weiß, was als nächstes konkret zu verbessern ist. Der Freitag vergeht in gedrückter Stimmung. Am Montag läuft alles weiter wie bisher. Die neue Auszubildende Anna denkt sich: „Wie wäre es, wenn wir den Patienten Filme zeigen, damit sie besser verstehen, wie zum Beispiel die Knieprothese-OP abläuft? Das würde sie sicher zufriedener machen.“ Sie erzählt ihren Kolleginnen von ihrer Idee. Die schütteln die Köpfe. „Nein, das kannst du in der Sitzung nicht vorschlagen. Die Chefs würden das nie machen. Sag lieber nichts – es geht schon alles irgendwie weiter.“
Verschenktes Talent, verschenkte Vielfalt
Ja, irgendwie wird es weitergehen – aber wie?
Vermutlich werden die Chefs weiterhin Besprechungsmonologe halten und eine entscheidende Ressource im Praxisalltag verschenken – ihre Mitarbeitenden. Unser Beispiel funktioniert aber auch andersherum. In einigen Praxen sind es die MFA, die das Zepter in der Hand halten. Hier lassen sich die Ärztinnen und Ärzte regelmäßig fremdbestimmen. Keine gute Basis für eine funktionierende Arztpraxis, denken Sie? Wir auch. Daher lesen Sie heute, welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um die Talente Ihres Praxisteams zu erkennen, zu fördern und wie Ihre Praxis zur echten Talentschmiede wird.
Stumm wie ein Fisch
Ob die Idee unserer fiktiven Auszubildenden tatsächlich gut gewesen wäre, hätten die Ärzte nie erfahren. Sie haben der Idee keinen Raum gegeben. Natürlich haben Ideen es so an sich, gut, schlecht oder auch mal mittelmäßig zu sein. Wenn diese aber nicht geteilt und offen diskutiert werden, können sie noch so revolutionär sein: Sie verkümmern und werden vergessen. Und nicht nur die Idee, sondern auch die Bereitschaft der MFA, in Zukunft weitere Geistesblitze zu äußern, verschwindet. Wenn Sie so handeln, machen Sie aus Ihrem Team einen stummen Fisch im Aquarium, der gelangweilt seine immer gleichen Kreise zieht.
Bunter Anstrich für Ihre Praxis
Dabei besteht jedes Team aus verschiedenen Talenten, die es für Sie als Ärztinnen und Ärzte zu nutzen gilt. Da gibt es die harmonieorientierten Typen, die Sicherheitsbewussten, die Dominanten, aber auch die Gewissenhaften und die Kreativen. Keine dieser Eigenschaften ist gut oder schlecht; es sind aber Eigenschaften, die ein Team bereichern, es bunt machen. Achten Sie beim Zusammenstellen eines Praxisteams und dessen Weiterentwicklung darauf, welche verschiedenen Persönlichkeitstypen und Talente es in Ihren Reihen gibt, wer sich wie verhält, wie die Mitglieder zusammenpassen. Lernen Sie, die Strukturen der Menschen gut einzuschätzen.
Atmosphäre für Vielfalt
Damit Ideen fruchten, muss eine offene, ehrliche Atmosphäre im Praxisteam herrschen. Das bedeutet, dass Sie eben nicht nur Monologe halten und alle anderen ignorieren, sondern ein Gefühl der Akzeptanz schaffen. Niemand sollte Angst haben, die eigene Meinung zu teilen. Stellt sich eine Idee als unpassend heraus? Üben Sie konstruktive Kritik, während Sie alle andere gleichzeitig ermuntern, weiterzudenken.
In einem bunten Talentteam gilt es, Gruppendynamiken zu beachten. Äußert eine MFA beispielsweise eine sehr schlechte Idee, bekommt aber keinen Gegenwind, sagen Sie damit aus: Die Gruppe scheint einverstanden, also machen wir das so – obwohl ich persönlich vielleicht denke, dass wir unsere Praxis damit gegen die Wand fahren.
Halten Sie Ausschau nach diesem angepassten Gruppendenken. Es unterdrückt die Diversität Ihrer Praxistalente.
Werden Sie zum Talent-Scout
Hat sich das Gruppendenken nämlich einmal festgesetzt, wirkt es sich auf den Praxisalltag aus.
Suchen Sie beispielsweise nach einer neuen MFA, orientieren Sie sich automatisch an den Menschen Ihres Teams: Wer ist genauso angepasst wie wir? Ein Fehler.
Auf dem Arbeitsmarkt herrscht ein so buntes Treiben an Talenten, mit denen Sie Ihre Praxis bevölkern können. Ein neues Gesicht mit frischen Ideen, das Ihren Erfolg vorantreibt.
Wir sprechen hier gerne von der Erfahrungsbrille. Bitte absetzen, polieren und neu in die Welt schauen! Sie werden sehen, wie viel Potenzial Sie noch nutzen können.
Talent in der Praxis
Von der Norm abweichende Meinungen sind wichtig, gerade in der aktuellen Transformation des Gesundheitssystems. Eingefahrene Routinen mögen noch funktionieren, doch Andersdenkende kommen wirklich weiter. Solche unkonventionellen Ideen gibt es bei ärztlichen Kolleginnen und Kollegen in ganz Deutschland:
Dr. Gilberg aus Brühl führte die gemeinsame Patientenakte mit über 60 Partnerpraxen ein, um seinen Patienten schneller Behandlungstermine bei Spezialisten zu ermöglichen; das Case-Management-System von Dr. Pfaff aus Teublitz macht es möglich, Patienten mit verschiedenen Medikamentenverordnungen vor Wechselwirkungen zu schützen, unnötige Therapien aufzuzeigen und so das Arneibudget zu entlasten; und die papierlose Praxis von Dr. Prister aus Frankfurt am Main spricht für sich selbst: Mehr Zeit, straffere Prozesse.
Diese Konzepte sind sicherlich nicht aus Altbekanntem geboren worden, sondern aus einem Pool von Ideen, Vorschlägen, Diskussionen, unbequemen Konflikten.
Talentschmiede mit JAN ACKERMANN
Verschleudern auch Sie Ihre Potenziale nicht. Bringen Sie Ihre MFA zusammen, etablieren Sie eine weitsichtige Praxiskultur, lassen Sie Vorschläge zu, motivieren Sie zum Kreativsein, lassen Sie Ihr Team konstruktiv anecken.
Das bedeutet nicht, dass Ihre Teammeetings ab heute zur Gladiatorenarena werden sollen. Sie sollten lediglich Raum schaffen, um Entscheidungen und Abläufe kritisch zu hinterfragen: Was können wir besser machen? Wo stecken wir uns selbst wieder in die Konformität, wo müssen wir unsere Erfahrungsbrille mal wieder absetzen und putzen?
Unsere DocSys™ Personalführungstools unterstützen Sie dabei, die Talente Ihrer Praxis zu nutzen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Ihr Jan Ackermann