Der Erfolg ist der größte Feind des Erfolgs

Wie bewahren Sie sich eigentlich davor, während Sie auf einer Erfolgswelle reiten, bereits die Spuren für Ihren wirtschaftlichen Niedergang zu legen? Es ist paradox: Die bisherigen Wege, die uns den Erfolg beschert haben, sind meist nicht die, die uns auch in der Erfolgsposition halten. Stellen Sie sich daher diese lebenserhaltende Frage: „Wie können Sie etwas tun, was Sie vorher so noch nie gemacht haben?“

Kurvige Angelegenheit

Eine typische Erfolgskurve im Wirtschaftsleben (nach Unternehmensgründung oder bei Einführung einer neuen Dienstleistung oder eines neuen Produkts) verläuft anfangs langsam und dann immer steiler aufsteigend  bis zu ihrem Scheitelpunkt. Dann fällt sie, je nach Marktsituation, wieder ab. Die Kunst besteht darin, bereits vor ihrem Scheitelpunkt ein neues oder mindestens verbessertes Produkt oder Dienstleistung aufzubauen und am Markt zu platzieren. Eine ganz ähnliche Kurve erleben wir auch in anderen Bereichen: Postreiter wurden durch Telegraphie und Eisenbahn ersetzt, Pferdefuhrwerke wurden durch Autos abgelöst. Heute ist die Autoindustrie in vollem Umbruch, Autos entwickeln sich zu selbstfahrenden Computern. Wo es früher Telegraphen gab, hat heute jeder ein Smartphone in der Hand. Besonders im Bereich des Leistungssports wird dieser Kurvenverlauf noch offensichtlicher: Was passiert nach der Erfolgswelle, die allein durch das fortgeschrittene Alter endet? Lebenskluge Leistungssportler bauen sich weit vor ihrem Karriereende ihre Plattform für zukünftige Erfolge.

Stellen Sie sich jetzt auch folgende Fragen?

  • Was bedeutet das für eine Arztpraxis?
  • Warum einen erfolgreichen Weg verlassen?
  • Exploitation oder Exploration?

Was bedeutet das für eine Arztpraxis?

Früher bedeuteten viele Scheine =  viel Geld, gleich in welcher Organisations- und Kommunikationsqualität die Praxis geführt wurde. Das ist nicht mehr so. Heute steht patientenorientiertes Verhalten im Mittelpunkt: Patienten haben sich zu Gesundheitskonsumenten entwickelt. „Wir wollen nicht ins Pflegeheim“, „Fit in die Kiste“ – das ist heute Konsens. Unter den Vorzeichen des Ärztemangels rückt die Telemedizin immer mehr in den Focus. Krankenhäuser wie auch Arztpraxen müssen sich auf medizinische Spezialitäten fokussieren, um am Markt bestehen zu können, gerade in Ballungsgebieten, wo der Konkurrenzdruck höher ist als auf dem Land. Neben der Krankenversorgung brauchen wir Konzepte, die zur Gesunderhaltung der Bevölkerung, sprich zur Primärprävention, beitragen. Dabei haben die wenigsten niedergelassenen Ärzte entdeckt und umgesetzt, welche Vorteile allein das Präventionsgesetz für jede Arztpraxis bietet.

Warum einen erfolgreichen Weg verlassen?

Was erfolgreich war, wird auch in Zukunft Erfolg haben, oder? Was bisher richtig war, wird auch in Zukunft richtig sein, nicht wahr? Genau in diesem Denken liegt die große Gefahr. Wenn wir unser Denken und Handeln nicht an aktuelle Entwicklungen anpassen, landen bisher beschrittene Wege in der Sackgasse. Die Ursachen für den Misserfolg, der meist erst am Ende der Sackgasse sichtbar wird, liegen viel früher. Irgendwann vorher ist man an einer Abzweigung des Lebensweges falsch abgebogen und/oder hat sich nicht darum gekümmert, neue zukunftssichere Pfade zu finden und dann auch konsequent zu gehen.

Exploitation oder Exploration?

Bei der Exploitation geht es darum, bisherige Erfolgsrezepte auszuschöpfen. Bei der Exploration erschließen wir uns neue, wirtschaftlich attraktive Felder, die unsere Zukunft sichern. Es geht im Bereich der unternehmerischen Weiterentwicklung nicht um ODER sondern um UND. Es geht darum, in einem ausgewogenen Verhältnis beides zu tun – also auf jeden Fall stets darüber nachzudenken, was Sie tun können, was Sie vorher so noch nie gemacht haben. Und darin liegt  die Crux: Das erfordert die Bereitschaft, alte Gedanken und Handlungen loszulassen, rauszukommen aus dem Erfahrungsgefängnis. Dieses Gefängnis haben wir uns selbst gebaut und bauen stetig an ihm weiter – ohne es zu  merken.

Um uns aus ihm zu befreien, ist es Voraussetzung, dass wir willens sind, stets unser Denken und Handeln zu reflektieren. Häufig wandern wir jedoch auf alten Pfaden bis es zu spät ist. Langfristig waren nur diejenigen Unternehmer erfolgreich, die beide Wege in einem ausgewogenen Verhältnis beschritten haben: Exploitation UND Exploration. So wird es auch in Zukunft sein.

Warum sind Sie Ihre Praxispartnerschaft eingegangen? Was erhoffen Sie sich davon? Sprechen Sie miteinander darüber und legen Sie fest, welchen Mehrwert die Zusammenarbeit für Sie hat.

Reflexion – wichtig für Ihre Existenzsicherung

Genau deswegen ist es für jeden Unternehmer, also auch für Sie als niedergelassenem Arzt, so wichtig, sich regelmäßig Zeit für strategische Überlegungen zu nehmen, Unternehmenskonzepte regelmäßig zu hinterfragen, stets schriftlich zu bearbeiten und fortzuschreiben. Schreiben diszipliniert und ordnet das Denken. Es schafft Verbindlichkeit sich selbst gegenüber. Es schafft Verbindlichkeit innerhalb von beruflichen Partnerschaften. Verbindliche Abstimmung und Umsetzungscontrolling sind Voraussetzungen für gemeinsamen Erfolg, für die Zukunftssicherung. Hierfür braucht es Zeit. Sie erinnern sich an die 70-20-10 Regel? 70 % der Arbeitszeit für Patienten, 20% für Praxisorganisation und 10% für Strategie. Die Arbeit im 10%-Bereich gibt Ihnen Mut, in neuen Wegen zu denken. Den Mut, neue Wege zu gehen. Die Offenheit, neue Dinge auszuprobieren. Die Gelassenheit, mit einer neuen Idee auch einmal zu scheitern und dann eben eine andere zu probieren.

Machen Sie sich auf

Jeder ist seines Glückes Schmied. Nur Sie selbst haben die Situation, in der Sie sich heute befinden, zu verantworten. In unserer Gesellschaftsstruktur auf Grundlage unseres Grundgesetzes kann sich jeder frei entfalten und die Ziele erreichen, die für ihn attraktiv sind – gerade in unserem so prosperierenden Gesundheitsmarkt.

Das wünsche ich Ihnen: Dass Sie ein wirklicher FREI – Berufler bleiben oder sich auf den Weg machen, einer zu werden. Machen Sie sich auf IHREN Weg.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein zukunftsweisendes 2018.

Jan Ackerman