Wie Sie sich als Arzt für Ihre Patienten unersetzlich machen

Ein Taxi fährt ohne Fahrer zur angegebenen Destination, an der Kasse können Sie an einem Bildschirm zahlen, in großen Produktionshallen sind keine Arbeiter mehr zu sehen: Die Digitalisierung und Automatisierung unzähliger Arbeitsschritte lässt viele Berufe wegfallen, die früher nur durch menschliches Zutun zu erledigen waren. Heute können wir durch unseren Alltag gehen, ohne auch nur mit einem einzigen Menschen in Kontakt zu kommen, stattdessen interagieren wir mit Künstlicher Intelligenz – auch das war früher undenkbar. Maschinen begegnen uns überall. Sie substituieren Routinearbeiten, weil sie billiger, schneller und fehlerfreier arbeiten. Auch in der Medizin sind die Maschinen längst angekommen. Werden Ärztinnen und Ärzte also auch austauschbar?

Tausche Arzt gegen Maschine?   

Maschinen sind gut und beliebt, weil sie schnell, fehlerfrei und effizient nach bestimmten Regeln handeln und Standards abspulen können. Sie bewerten, ganz systemimmanent, nach 0 und 1. Zwischenstufen gibt es nicht – und genau hier setzen die Schwachstellen der Maschinen an, die wir Menschen noch immer füllen: Wir verrichten Arbeit, die kein Handbuch definiert. Sie als Ärztinnen und Ärzte können fühlen, außerhalb der Norm denken, Empathie aufbringen und dafür sorgen, dass sich Ihre Patienten gut bei Ihnen aufgehoben fühlen. Wie können Sie der Austauschbarkeit also entgegenwirken? Wie werden Sie für Ihre Patienten unersetzlich?

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Technologien in der Medizin

Mit den modernen Technologien verändert sich die Medizin und schafft Möglichkeiten, die vor wenigen Jahren noch Zukunftsträume waren. Roboter assistieren bei Operationen, sind sogar chirurgisch tätig und minimieren das Unfallrisiko bei komplizierten Eingriffen. Kognitive Aufgaben werden an Maschinen outgesourct: Dank Big Data, also die Ansammlung großer Datenmengen, können Diagnosen vereinfacht werden. Blitzschnell gleichen Künstliche Intelligenzen alle Gesundheitsdaten von Patienten miteinander ab und nehmen individuelle Symptome in die Datenmenge auf. Zahlreiche Krankheitsmuster können durchsucht und für eine eindeutigere Diagnose verwendet werden. Auch das Smartphone wird zum zentralen Baustein der medizinischen Versorgungskette: Apps begleiten beispielsweise chronische Erkrankungen, messen Lungenfunktionen von Asthmatikern oder fungieren als Austausch-Tool zwischen Arzt und Patient.

Zukunftsängste ausschlagen

Besteht denn überhaupt noch Bedarf an ärztlicher Betreuung und Beratung, wenn Maschinen so viele Ihrer Aufgaben übernehmen, fragen Sie sich jetzt? Ja, die gibt es. Allerdings haben sich die Anforderungen verschoben.

Haben Sie keine Angst vor den Technologien, die uns heute umgeben. Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert hat ebenjene Angst damals schon hervorgebracht, aber auch hier hat sich gezeigt: Der tiefgreifende technische Wandel öffnet gleichzeitig immer neue Arbeitsfelder und Möglichkeiten, sodass Berufe und Tätigkeiten von morgen entstehen.

Die Schwachstellen der Maschinen

Wissenschaftler der Universität Oxford konnten belegen, dass unsere Chancen hier versteckt liegen. Maschinen können nicht kreativ sein. Sie können nicht empathisch handeln, auf urplötzliche Veränderungen adäquat reagieren. Kein Computer kann menschliches Einfühlungsvermögen und humane Urteilskraft imitieren. Als Ärztinnen und Ärzte betreuen Sie Ihre Patienten individuell, wollen Sie beraten, trösten, Sie aufbauen und unterstützen. In diesen Feldern wird der Mensch, werden Ärztinnen und Ärzte immer tätig sein – Sie sind prädestiniert dafür, ein Vorbild für andere zu sein.

Fähigkeiten, die Sie unersetzlich machen 

Welche Fähigkeiten und Handlungen gibt es also, die nur Sie als Ärztinnen und Ärzte haben und machen, die aber Maschinen nicht bieten können?

  • Fragen Sie bei allem, was Sie tun, immer nach dem WARUM
  • Bleiben Sie wissbegierig und lernen nicht nur das, womit Sie arbeitsbedingt gefüttert werden
  • Beurteilen Sie nicht nach 0 und 1, sondern ganzheitlich –Nebensächlichkeiten zählen
  • Bringen Sie sich aktiv für Ideen und Veränderungen ein, die Sie begeistern
  • Etablieren Sie Ihre Vertrauenswürdigkeit
  • Lernen Sie aus Misserfolgen
  • Achten Sie im Arzt-Patienten-Gespräch auf die Feinheiten zwischen den Zeilen
  • Durchbrechen Sie alteDenkgewohnheiten und Erfahrungsmuster
  • Bleiben Sie aufmerksam und achtsam
  • Handeln Sie nonkonform: Stellen Sie aufgestellte Regeln in Frage und befolgen Sie nicht blind, was Sie nicht überzeugt
  • Bringen Sie Ideen in Ihre Praxis ein, die sich am Zeitgeist orientieren, aber auch wirklich gebraucht werden
  • Investieren Sie in Ihre Weiterbildung

Wenn Sie also Ihre fünf Sinne nutzen, flexibel bleiben, den Wandel des Gesundheitssystems und die Anforderungen der digitalen Kompetenzen als Chancen begreifen, können Sie die Zukunftsmedizin aktiv mitgestalten. Wäre es nicht wunderbar, eine patientenzentrierte Medizin aufzubauen, die eine partnerschaftliche Ebene zwischen Ihnen und Ihren Patienten schafft? Faktenwissen verliert an Bedeutung, Empathie und Kreativität sind auf dem Vormarsch.

Sie können die Digitalisierung gut oder schlecht finden, aber Sie sollten sie nicht ignorieren, sondern aktiv mitgestalten. Sonst entscheiden und bestimmen andere Akteure und sorgen dafür, dass Sie womöglich austauschbar werden.

Wir unterstützen Sie dabei, unersetzlich zu werden und wünschen Ihnen viel Erfolg.

Ihr   Jan Ackermann