Wie Sie endlich klar sagen, was Sie meinen

Die Praxis ist sein größter Stolz. Seit Jahren gibt er alles für das Team, für seine Patienten, finanziert Fortbildungen, investiert in die Zukunft, hört sich nach den neuesten Behandlungsmethoden um und nimmt die wöchentlichen Praxistreffen sehr ernst. Dr. Wiesemann hört zu, immer. Er respektiert die Ideen und Wünsche seiner MFA, und fährt für seine Patienten auch an Sonntagen raus. Auch, wenn das heißt, dass seine Familie auf ihn warten muss. Ja, sie sind stolz auf ihn: Er ist der Arzt, Unternehmer und Versorger, wie er perfekter nicht sein könnte. Dr. Wiesemann ist klar, dass er engagiert und energisch sein muss, wenn er vorankommen will. Trotzdem sitzt er manchmal allein zu Hause in seinem Büro und denkt: „Irgendwie komme ich nicht weiter.“ Seine Kollegen haben ein stärker motiviertes Team, die Nachbarpraxis ist besser ausgestattet und auf der Fortbildung weiß die Nebenfrau immer mehr als er. Dr. Wiesemann weiß nicht, was er falsch macht.

Starke Meinung macht unbeliebt?   

Was unser fiktiver Doktor Wiesemann nicht versteht, stellvertretend für so viele Ärztinnen und Ärzte in Deutschland, ist: Wer sich unablässig aufopfert, zu jedem Zeitpunkt erreichbar ist und zu allem Ja und Amen sagt, wird zwar von vielen gemocht – doch nur diejenigen, die anderen ihre Grenzen aufzeigen und sich behaupten können, schaffen es bis ganz nach vorn. Sie sagen NEIN, wenn sie es für richtig halten, ungeachtet drohender Konflikte. Erkennen Sie sich wieder, liebe Leserin, lieber Leser?

Wir erklären Ihnen heute, wie auch Sie die ersten Schritte unternehmen können, um von einem ewigen JA-Sager, zu einem starken NEIN-Sager zu werden.

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Die Angst vor dem NEIN  

So viele Menschen scheuen sich davor, die entscheidenden vier Buchstaben auszusprechen.Sie denken: Wenn ich jetzt ehrlich ausspreche, was ich denke, und NEIN sage, dann habe ich ein Problem. Nicht nur mit dem Praxisteam, den Kolleginnen und Kollegen oder dem Vorgesetzten, sondern je nach Situation auch mit den Nachbarn, mit den Kindern, mit Frau oder Mann. Was treibt uns dazu, JA zu sagen, wenn wir eigentlich gar nicht tun wollen, was man von uns fordert? Es ist die Angst vor Ablehnung und Fehlern.

Immer in der letzten Reihe

Wer ständig entgegen der eigenen Meinung entscheidet und handelt, legt sich aber selbst Steine in den Weg: JA statt NEIN, das macht auf Dauer kaputt.

Stress, Ärger, Frust: Der bittere Beigeschmack des und der ewig Beliebten. Erkennen Sie die Logik? Wer permanent von diesen negativen Emotionen begleitet wird und seinen eigenen Standpunkt nicht vertritt, der kann niemals in der ersten Reihe mittanzen. Ganz vorne stehen die anderen im Rampenlicht: Die mit der schickeren Praxis, dem netteren Team, den verständnisvolleren Patienten.

Bewusst zum NEIN entscheiden

Es läuft darauf hinaus: Wer bewusst und ganz entschieden ablehnt, was ihm oder ihr nicht guttut und was nicht ungeheuer wichtig ist, kommt weiter.

Oft sind die besten Entscheidungen, Pläne und Karrieren aus dem gewachsen, zudem man NEIN gesagt hat.

Trotzdem ist das NEIN leichter daher gebetet, als tatsächlich ausgesprochen. Wie können Sie es also schaffen, vom Dauer-JA-Sager zum bewusst-Reflektierten NEIN-Sager zu werden?

Übung macht den NEIN-Meister    

Versuchen Sie es mit einigen unserer beliebtesten Übungen:

Teil I: Sagen Sie NEIN und belassen Sie es dabei.

Sie müssen nicht immer rechtfertigen, was Sie entscheiden. Sie müssen auch nicht „netter“ ausdrücken, was klar gesagt werden kann. Verzetteln Sie sich nicht in unnötigen Ausreden, unternehmen Sie keine relativierenden Ausflüchte.

Das entschiedene, unbegründete NEIN darf dabei trotzdem höflich bleiben.

Ein Beispiel:

„Nein, diese Leistung bieten ich Ihnen nicht an.“ (Nein, Sie fügen hier kein „weil ich…“ oder „aber ich kann vielleicht…“ an. Sie sagen einfach NEIN.)

Wenn Ihre Gesprächspartner es nicht von Ihnen gewohnt sind, so direkte Ansagen zu hören: Beobachten Sie, wie man auf Ihre neue Art zu antworten reagiert. Unbehagen? Verlangen nach Erklärungen? Bleiben Sie standhaft, denn dies ist Ihre beste Möglichkeit, zu üben.

Teil II: Sagen Sie NEIN und bieten Sie Alternativen.

Es stimmt, dass ein NEIN dazu führen kann, sich unbeliebt(er) zu machen. Wer klar Stellung bezieht, begibt sich meist in eine höher gestellte Position im Gespräch, ist nicht mehr der JA-Sager, den alle mögen, aber nicht ganz ernst nehmen.

Eine gute Lösung:

Lassen Sie Ihr Gegenüber wissen, dass Ihr NEIN keine persönliche Komponente beinhaltet. Das bedeutet, dass Sie beispielsweise Alternativen vorschlagen, auf eine bessere Leistung hinweisen.

Erneut ein Beispiel:

Sie lehnen eine Form der Behandlung ab. Schlagen Sie Ihrem Gegenüber eine andere Leistung vor, die Sie anbieten. Verweisen Sie Ihn an eine/n Ihrer Kolleginnen und Kollegen. Machen Sie deutlich: Sie unterstützen gerne, aber zu Ihren Bedingungen.

Teil III: Sagen Sie NEIN und seien Sie klug.

Manchmal ist es nicht zielführend, eine Alternative vorzuschlagen. In solchen Fällen können Sie Ihr NEIN so elegant formulieren, dass Sie Ihrem Gegenüber deutlich machen, nur in seinem oder ihrem Interesse zu handeln. Das heißt, Sie sagen nicht NEIN für sich, sondern NEIN für den anderen.

Unser Beispiel macht es deutlich:

Sie sollen an einem Kongress teilnehmen, halten diesen aber für unnötig. Sie sagen schlicht:

„Nein, ich kann nicht dabei sein. Ich bin beruflich zurzeit zu belastet, um den Gedanken der anderen Ärztinnen und Ärzte genug Anerkennung zu schenken.“

Unsere Unterstützung für Sie

Aus jahrelanger Erfahrung können wir Ihnen versichern, dass das NEIN-Sagen Übung und Zeit braucht. In vielen Situationen im Praxisalltag wird sich ein NEIN aber nach und nach auszahlen, wenn Sie am Ball bleiben. Wir unterstützen Sie dabei:

In unseren Praxisberatungen und Potenzialanalysen helfen wir Ihnen zu erkennen, wo ein NEIN manchmal viel bessere Resultate erzielen würde, als ein JA.

Auf dass Sie Ihre Praxis und Ihren Alltag genießen und Ihre Ziele erreichen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

Ihr   Jan Ackermann