Wie Sie endlich die Kontrolle über Ihre Zeit bekommen
»Hier, Frau Doktor.« Die Praxismanagerin legt Ihnen die ellenlange To-Do-Liste auf den Schreibtisch, der nach dem freien Wochenende unter der Last der unbearbeiteten Papiere, Briefe und Dokumente ächzt. »Ihr erster Termin ist in zehn Minuten, um zwölf haben wir eine Besprechung, die Sprechstunde für die Akutpatienten ist heute ausgebucht, am Nachmittag möchten Sie bitte Professor Martens aus dem Labor zurückrufen, und dieses neue Formular zum Qualitätsmanagement muss bis Feierabend bearbeitet und unterzeichnet sein…«
Kaum ist sie aus dem Raum, raufen Sie sich die Haare, starren auf Ihren Aufgabenberg, schütteln den Kopf und kochen erstmal einen Kaffee. Dann checken Sie Ihre E-Mails. Finden einen spannenden Artikel. Lesen, trinken, vergessen ihre To-Do-Liste und starten mit zehn Minuten Verspätung in die Sprechstunde. Zum Feierabend haben Sie erfolgreich vermieden, Ihren Schreibtisch – und vor allem sich selbst – zu entlasten. Morgen ist ja auch noch ein Tag.
Raus aus dem Teufelskreis der Aufschieberitis
Ein klassischer Fall von Aufschieberitis. Besonders Freiberufler und selbstständig Arbeitende wie Ärztinnen und Ärzte sind häufig betroffen von diesem Phänomen, das nichts mit Faulheit zu tun hat. Stattdessen drücken wir uns immer wieder vor wichtigen oder anstrengenden Aufgaben, weil wir Angst vor dem Scheitern haben, unsicher sind, keine Lust auf zusätzliche Belastung haben, lieber etwas tun, was sich gut anfühlt und uns befriedigt. Leider wird die Aufschieberitis zu einem Teufelskreis, denn wer anfängt, Unangenehmes aufzuschieben, um es durch etwas Angenehmes zu ersetzen, wird auch beim nächsten Mal wieder so handeln.
Lesen Sie heute, welche konkreten Tipps wir für Sie haben, um die Aufschieberitis endlich loszuwerden. Damit Sie und Ihre Praxis erfolgreich bleiben.
Aufschieben vs. Prokrastination
Nein, Sie sind kein hoffnungsloser Fall: Hinter Ihrem Aufschieben steckt nicht der unterbewusste Wunsch, den ganzen Tag vor dem Fernseher zu hocken und sich die Wiederholungen unzähliger Dokusoaps anzusehen.
Sie sind jemand, der sich vor den Ablenkungen schützen muss, die täglich überall lauern. Da Sie als Ärztinnen und Ärzte dafür verantwortlich sind, sich selbst zum Arbeiten zu motivieren, geraten Sie schnell in diesen Ablenkungs-Sog: beim Surfen im Internet, in spannenden Mails, in den Nachrichten, beim Einkauf, Zuhause, an der Kaffeemaschine in der Praxisküche. Ihnen sagt (meistens) niemand, was Sie täglich tun sollen. So kann es schnell passieren, dass Sie sich schier überfordert fühlen, Angst vor Fehlern haben, die eigenen Ansprüche nicht herunterschrauben können. Deswegen schieben Sie Aufgaben vor sich her.
Im Unterschied zu dieser gängigen Aufschieberitis ist Prokrastination eine pathologische Störung, die das Leben negativ beeinträchtigt. Dann führt das krankhafte Aufschieben zu finanziellen Notlagen, familiären Problemen und Selbstzweifeln, Depressionen oder Schlafstörungen.
Simple Methoden gegen die Aufschieberitis
Und im Gegensatz zur Prokrastination, bei der eine professionelle kognitive Verhaltenstherapie Abhilfe schafft, können Sie gegen Ihre Aufschieberitis viel tun.
Sie sind bereit, das ewige Aufschieben loszulassen und wieder produktiver zu werden? Starten Sie mit Fragen, die Sie sich ehrlich beantworten:
- Was ist mir in meiner Praxis wirklich wichtig?
- Warum bin ich Arzt/Ärztin?
- Welche Prioritäten habe ich im Arbeits- und Privatleben?
- Stehe ich nur unter eingebildetem Zeitdruck, weil ich zu hohe Ansprüche habe?
Mit diesen Fragen rufen Sie sich wieder ins Bewusstsein, womit Sie Ihre Zeit eigentlich verbringen wollen. Ihre Antworten auf obige Fragen sind die Ausgangslage für ein bewusstes und selbstbestimmtes Zeitmanagement.
Zeitmanagement mit kleinen Schritten
Das menschliche Gehirn verbraucht je nach Alter und Umständen rund 20 bis 43 Prozent unserer Gesamtenergie. Kein Wunder also, dass so ein kleiner Teil unseres Körpers gerne harte (Denk-) Arbeit vermeidet. Wir laufen Gefahr, nur noch Kleinigkeiten abzuhaken, anstatt die großen, wirklich denkintensiven Projekte anzugehen. Holen Sie sich aus diesem Modus heraus, indem Sie Ihre Aufgaben realistischer planen:
Teilen Sie Ihre großen Aufgaben in verdaulichere Häppchen ein. Überfordern und überschätzen Sie sich und Ihre Kapazitäten nicht, nehmen Sie sich daher nur die Hälfte von dem vor, was Sie eigentlich tun sollten. Bauen Sie genügend Pufferzeiten ein. Führen Sie Belohnungsrituale ein, um sich zu motivieren. Schalten Sie Handy, E-Mail-Programm und Internet (wenn möglich) aus, während Sie arbeiten.
Essen Sie den Frosch!
Die wichtigste Regel im Zeitmanagement: Starten Sie mit der unangenehmsten, unklarsten, denkintensivsten Aufgabe.
Der Managementforscher Brian Tracy hat dieses Prinzip gegen das unproduktive Aufschieben unter dem Namen »Eat that Frog!« populär gemacht. Warum Sie ausgerechnet einen Frosch essen sollen?
Der Frosch ist schwer einzufangen, er hüpft umher, quakt laut, wie es ihm beliebt und zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Ganz klar: Der Frosch steht für alle Aufgaben, um die Sie sich herumdrücken. Der Frosch ist Ihre Aufschieberitis.
Klar ausgedrückt: Erledigen Sie die wichtigste Aufgabe immer zuerst, damit der Frosch Ruhe gibt. Haben Sie das größte Stück Arbeit gleich am Anfang erledigt, fällt Ihnen alles, was noch kommt, sofort leichter.
Ausflug in die Alpen
Als leidenschaftlicher Bergsteiger möchte ich Ihnen zusätzlich die ALPEN-Methode nach Lothar Seiwert ans Herz legen. In fünf Schritten planen Sie Ihren Tag so effektiv, dass Sie nichts mehr aufhalten kann:
- Aufgaben und Termine festhalten
- Länge aller Aufgaben realistisch einschätzen
- Pufferzeiten bedenken
- Entscheidungen treffen, also priorisieren und delegieren
- Kontrollieren
Aufschieberitis adé
Sie haben noch keinen Ausflug in die Alpen geschafft, der Frosch liegt irgendwie schwer im Magen und keine Antworten auf die Basis-Fragen gefunden?
Mit unseren DocSys™ Tools entwickeln Sie individuell ein für Sie optimales Zeitmanagement, damit Sie dauerhaft erfolgreich bleiben. Wir begleiten Sie dabei. Weil es einfach einfach ist.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Ihr Jan Ackermann