Problematik der Zeit in der Medizin verstehen und verbessern

„Also, Herr Doktor, mir tut seit ein paar Tagen der Hals weh, und im Nacken habe ich…“ Weiter kommt Herr Schulze nicht, als er vor seinem Hausarzt Dr. Bach sitzt und schildern möchte, wie krank er sich fühlt. „Wie lange genau haben Sie die Beschwerden?“, kommt es wie aus der Pistole geschossen von Dr. Bach, der weiß, dass er in zehn Minuten zu einer Ultraschalluntersuchung muss, ehe ihn eine wichtige Telefonkonferenz erwartet. Nebenbei blättert er in seinen Karteikarten und bedient den Computer. „Haben Sie Medikamente genommen? Welche? Zeigen Sie die Stelle genauer. Schmerzen kaudal? Soll ich Ihnen ein neues Rezept ausstellen? Sieht mir nach muskulären Dysbalancen aus.“ Herr Schulze zuckt unsicher mit den Schultern und geht nach zwei Minuten mit einem Rezept nach Hause, obwohl er nicht das Gefühl hat, richtig beschrieben zu haben, was ihm eigentlich fehlt.

Wo ist nur die Zeit geblieben

Das fiktive Arzt-Patienten-Gespräch zwischen Herrn Schulze und Dr. Bach ist leider viel zu oft Alltag in deutschen Praxen und Kliniken. Ärztinnen und Ärzte unterbrechen ihre Patienten nach weniger als einer halben Minute, ihr Fragestil gleicht dem eines mittelalterlichen Inquisitors. Die Patienten kommen kaum zu Wort. Wir haben Ihnen hier bereits berichtet, wie die fehlende Zeit für Anamnese, Befund und Begründungen für die Behandlungsmethoden die Kommunikation zwischen Ihnen und Ihren Patienten belastet.

Heute widmen wir uns ausführlich den weiteren Zeit-Themen, die für Sie als Ärztinnen und Ärzte von enormer Bedeutung sind und geben Ihnen wertvolle Tipps für Ihre Praxis.

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Kalkulation und Verteilung der Zeit

Die gerechte Verteilung von ärztlichen Ressourcen wird häufig diskutiert, besonders in der medizinischen Ethik und in Debatten rund um Gesundheitsreformen. Es geht um Geld, Organe, Betten auf Intensivstationen, Termine beim Facharzt – aber die Zeit ist die WICHTIGSTE Ressource, die Sie neben Ihrer Fachkompetenz besitzen und die Sie richtig verteilen sollten.

Schlüsselqualifikationen, die durch die Zeit bedingt werden, sind Zuhören, Einfühlungsvermögen, Nachdenken über das eigene Denken und Handeln und der Dialog mit Patienten, Angehörigen und Berufskollegen, die zur medizinischen Versorgungskette eines Patienten dazugehören. Und wo kommen diese Qualifikationen zuerst zum Tragen? Im Patientengespräch. Grob kalkuliert dauert das Gespräch beim Hausarzt rund acht Minuten pro Patient, die Klinik-Visite nur drei.

Den „Rest“ der Zeit benötigen Sie für technische Untersuchungen, deren Aus- und Bewertung und die daraus resultierenden Befunde. Das Individuum „Patient“ stellt sich hinten an, und die Zeit gleich mit.

Zeit in der Arzt-Patienten-Beziehung  

Eine Beziehung zwischen Arzt und jedem individuellen Patienten entsteht aber über LANGE ZEIT, durch die Dreierkombination aus Beraten + Behandeln + Begleiten. Das verstehen wir als erlebte Anamnese, denn so können Nähe, Vertrauen und Wertschätzung etabliert werden. Mehr Zeit erlaubt es Ihnen, sich wieder auf die Gesamtheit des Patienten zu fokussieren, Informationen zu priorisieren, die Sie für Diagnose und Therapie brauchen. Wie der Philosoph und Psychiater Karl Jaspers es formulierte:

„Allein der Arzt im Umgang mit den einzelnen Kranken erfüllt seinen eigentlichen Beruf. Andere betreiben ein redliches Gewerbe, sind aber keine Ärzte.“

Daraus lernen wir: Die Beziehung zwischen Arzt und Patient vollzieht sich durch Sprechen, Verstehen und Handeln. Eine Mischung aus Natur- und Beziehungswissenschaft.

Zeit in der Sprechstunde  

Die Zeit in der Praxis zwischen OPs, Teamsitzungen, Verwaltungsaufgaben, außerplanmäßigen Hausbesuchen und Terminen ist eng getaktet. Trotzdem haben Patienten heute mehr Gesprächsbedarf denn je, weil sie sich durch das Internet mit zusätzlichen Informationen versorgen können – welche Sie als Ärztinnen und Ärzte wiederum verifizieren müssen, um etwaige Fragen adäquat beantworten zu können.

Welche konkreten Zeit-Wünsche haben Ihre Patienten an Sie in der Sprechstunde?

  • Mein Arzt soll mir zuhören
  • Mein Arzt soll mich ernst nehmen
  • Ich möchte meinem Arzt vertrauen

Diese drei Grundwünsche Ihrer Patienten sind zu erreichen, wenn Sie Ihre Zeit zurückgewinnen. Wir sagen Ihnen, wie.

Zeit für Handlungsempfehlungen

Schaffen Sie die richtigen Rahmenbedingungen und gestalten Sie die Abläufe in Ihrer Praxis entsprechend:

  • Planen Sie Ihre Zeiten u.a. mit unserem Tool „Wochen-/Metaplan“ und legen fest, welche Leistungen Sie zu welchen Zeiten und zu welchen Terminen anbieten („normale Sprechstunde“, Themensprechstunde etc.)
  • Planen Sie Räume und Personal entsprechend des Planes. Alle notwendigen Ressourcen lassen sich mit Hilfe unseres Tools berechnen.
  • Schulen Sie Ihre MFA als Praxiscoaches, wenn Patienten bestimmte Fragen haben, damit Sie sich selbst entlasten und in der Sprechstunde auf andere Fragen eingehen können. Hier hilft eine Ausbildung zur Präventionsassistenz an der Deutschen Klinik für Prävention.
  • Schlüpfen Sie in die Rolle des Patienten: kommunizieren Sie empathisch, respektvoll und geduldig, auch bei schwierigen Patienten

Zeit-Potential Ihrer Praxis ausschöpfen

Wirtschaftlichkeit und sprechende Medizin schließen sich nicht aus, sondern bedingen einander. Zeit für Ihre ärztliche Qualifikation, für Seminare, Kongresse und das Lesen von neuen Entwicklungen in der Medizin tragen nachhaltig dazu bei, Ihre Arzt-Patienten-Zeit zu optimieren. Deshalb stehen wir Ihnen mit unseren Tools zur Seite. In unserer Potentialanalyse ermitteln wir Ihre auszuschöpfenden Zeit-Potentiale, mit unseren DocSys™-Managementtools geben wir Ihnen die Werkzeuge in die Hand, die Sie brauchen, um Ihre Zeit zu schützen und in Zukunft nur noch gute Arzt-Patienten-Beziehungen aufzubauen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Melden Sie sich einfach bei uns.

Ihr   Jan Ackermann